ökonomisches Bildungsniveau

„Jedermann weiß, wenn er auch sonst nichts weiß, daß die Waren eine gemeinsame Wertform besitzen – die Geldform. … x Ware A = y Ware B oder 5 Polster = soundso viel Geld oder z Ware C = Geldmenge G.“ KM1,S.62ff

Und selbst dieses Wissen, was Marx hier ein Jedermann unterstellt, ist falsch. Selbst der große Denker Karl Marx ist auf die stümperhaften Fehler seiner Vorgänger hereingefallen wie die Abc-Schützen in der 1. Klasse. Eine Zusammenfassung der ökonomischen Todsünden findet man im Artikel ökonomische Irrtümer. Ich rufe alle Physiker dieser Erde auf, denkt endlich über diesen Blödsinn (Gleichsetzung unterschiedlicher Mengen (5 Äpfel = 7 Birnen) und Gleichsetzung von Menge mit Eigenschaft (1 Autoreifen = 2 at)) nach und klärt eure Kindern und Nachbarn auf!

Wie sieht das allgemeine, ökonomische Bildungsniveau in Deutschland aus?

Die meisten Menschen glauben, daß eine Geldmenge X der Wert einer Warenmenge Y sei. Wenn z.B 1 Brot 2,50 Euro kostet, dann glauben sie, daß der Wert des Brotes 2,50 € beträgt. So weit diese Ansicht auch verbreitet ist, so verstößt sie doch gegen allgemein anerkannte, naturwissenschaftliche Prinzipien – und ist damit falsch! Jeder Mensch weiß, daß das Gewicht einer Kartoffel nicht das Gleiche ist wie eine Flasche Bier; daß die Geschwindigkeit eines Autos nicht das Gleiche wie ein Fahrrad ist. Das Gewicht einer Kartoffel ist eine physikalische Eigenschaft, eine Flasche Bier ist eine reale Menge. Das Gewicht der Kartoffel ist aber niemals das Gleiche wie 1 Flasche Bier, weil Eigenschaften und reale Mengen völlig verschiedene Kategorien sind. Dieses Prinzip gilt auch in der Ökonomie: Der Wert eines Brotes ist eine Eigenschaft des Brotes und kann deshalb niemals das Gleiche wie die reale Menge 2,50 Euro sein. Auch wenn man 2,50 Euro eine Geldmenge nennt, ist und bleibt es eine reale Menge. Damit kann eine Geldmenge niemals das Gleiche wie der Wert einer Warenmenge sein!

„Mehrere Studien über den wirtschaftlichen Bildungsgrad der Deutschen bescheinigen ein desaströses Ergebnis: ökonomische Naivität, Arglosigkeit, Gutgläubigkeit, Ahnungslosigkeit.“ (Quelle: ZEIT-Studie, 31.1.2017) „Statt echter Bildung wird Gehirnwäsche, Lobbyismus, Demagogie und Manipulation betrieben.“ (Q: Die ZEIT, 19.04. und 20.09.2012)

„Ökonomie ist das, was man in der Tagesschau nicht versteht.“ Q: Philipp, Schüler des Max-Klinger-Gymnasiums Leipzig, Publ in der ZEIT am 14.02.2013

2009 gab die IHK eine Umfrage in Auftrag, um herauszufinden, ob sich Menschen zwischen 16 und 29 Jahren für wirtschaftliche Themen interessieren. Fast alle gaben dieselbe Antwort: „Ja, aber sie verstehen es nicht.“

2010 befragte das Vebraucherschutzministerium Zehntklässler nach ihren Wirtschaftskenntnissen. Gut die Hälfte der Schüler wußte nicht, was ein Girokonto ist.

2016 lag das Ergebnis einer repräsentative Umfrage von Gerd Gigerenzer unter 1.300 Personen vor, welches der deutschen Bevölkerung schwerwiegende Wissensdefizite über ökonomische Fakten, Konzepte und kausale Zusammenhänge bescheinigt. Für viele Deutsche ist ´Wirtschaft´ ein Buch mit sieben Siegeln. Wirtschaftsdidaktiker Hans-Jürgen Schlösser von der Uni Siegen hat 800 Schüler zu ökonomischen Themen befragt. Sein Fazit: „Da gibt es riesige Täler des Unwissens.“ Q: FAZ vom 02.05.2016

Kinder und Jugendliche sollten aber die Grundlagen unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung kennen, um später als mündige Bürger an der Weiterentwicklung derselben mitwirken zu können.

Wie sieht der ökonomische Bildungsgrad im Erwachsenalter aus? Der Volksmund sagt: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Hat man später noch die Gelegenheit, die ökonomischen Lücken aus der Schul- oder Studienzeit zu schließen? Ein Abteilungsleiter für Ökonomie in einem Großbetrieb und studierter Diplom-Ökonom hat mir mal gestanden, den Hauptökonom des Kapitals (Karl Marx) nie verstanden zu haben.

2011 befragten ARD-Reporter Abgeordnete des Deutschen Volkes im Bundestag zur Höhe des deutschen Anteils an den Kreditbürgschaften für den Bankenrettungsschirm. „Viele Abgeordnete hatten keine Antwort auf solch simple Fragen.“ (Q: Die ZEIT vom 14.2.2013) Vermutlich sind sie genauso ahnungslos wie Philip aus der 10b.

Trösten Sie sich! Bereits 1865 hat Karl Marx in seinem Kapital konstatiert: „Seit mehr als 2.000 Jahren hat der Menschengeist vergeblich versucht, den Wert der Waren zu ergründen.“ K Marx im Kapital, 1. Band, Vorwort, S.11

Wir sind auch 150 Jahre später keinen Schritt weiter.

Ist es wirklich so schwer, den Unterschied zwischen Größe und realer Menge (zwischen Warenwert und Warenmenge, zwischen Geldwert und Geldmenge) zu begreifen???

Möglichkeiten zur ökonomischen Ausbildung

Wo und wann werden ökonomische Verhältnisse richtig dargestellt und gelehrt?

An den Haupt-, Real- und Berufsschulen gibt es kein eigenes Fach, welches ökonomische Grundlagen vermittelt. In den meisten Bundesländern gibt es Mischfächer wie ´Politik und Wirtschaft´, ´Wirtschaft und Recht´, ´Wirtschaft und Technik´, Gemeinschaftskunde oder Sozialkunde. Leider werden die ökonomischen Inhalte oft zugunsten anderer Lehreinheiten vernachlässigt, weil auch die Lehrer meistens keine ausreichende ökonomische Ausbildung hatten.

Erst mit wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen an Universitäten werden ökonomische Inhalte vermittelt. Leider werden aber selbst an den deutschen Hochschulen mehr Irrtümer als Wahrheiten verbreitet (siehe Webseite old econ).

Was ist mit den übrigen Werktätigen? Warum bleibt das Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge nur einem kleinen Kreis der Bevölkerung vorbehalten? Ist es Absicht, daß die herrschende Schicht uns und unseren Kindern keine ökonomische Bildung angedeihen lassen möchte?

Eine korrekte, d.h. naturwissenschaftlich konsistente Ausbildung über wirtschaftliche Zusammenhänge und ökonomische Verhältnisse ist aber eine individuelle und gesellschaftliche Notwendigkeit!

Das Geldwert-Kolleg möchte das Wissen über die Verflechtung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft auf der Basis einer naturwissenschaftlich-dialektischen Weltanschauung fördern und damit die Einsicht in marktwirtschaftliche Strukturen und Prozesse verbessern.